von Ingrid | Aug. 12, 2022 | Bücher |
Anfang Juli 2022 durfte ich den zweiten Teil der Lebenserzählung der römischen Christin Olivia unter dem Titel „Die verschlungenen Wege der Vorsehung“ veröffentlichen. Wie bereits beim ersten Teil, der im September 2021 erschien, erreichten mich bereits kurze Zeit danach die ersten berührten und berührenden Rückmeldungen der Lesenden. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit, denn die täglich eingehenden Mails oder Anrufe bestätigen mir, was ich von geistiger Seite versprochen bekam: Jeder, der die Geschichte über die ersten Christen, die sich von Jesus und Jakobus dem Jüngeren berühren ließen, nicht nur liest, sondern sich in sie hineinversetzt fühlt, erlebt etwas zutiefst Beglückendes: Die bedingungslose Liebe und das bedingungslose Vertrauen, das Gott den Menschen rund um Olivia anbietet, beschränkt sich nicht auf die damalige Zeit! Es scheint, als ob es aus dem Buch herausfließt und jeden, der sich öffnet, damit erfüllt und ihm die Kraft schenkt, mit seinen eigenen Umständen und Herausforderungen besser umzugehen.
Ich versuche mit den vorstehenden Worten etwas zu erklären, was nicht erklärbar ist. Wie sagte Jesus damals zu seinen Jüngern? „Wer Ohren hat zu hören, der höre! Wer Augen hat zu sehen, der sehe! Und wer ein Herz hat, das erfüllt ist von Gottes Liebe, der liebe – alles was und wie es ist!“
Ich teile diesen Auftrag mit dir!
In schwesterlicher Liebe
Ingrid
von Ingrid | Mai 15, 2022 | Yasper |
Um dich an deinen eigenen inneren Ort des Vertrauens, an dem du Gott nahe bist, zu erinnern, teile ich mit dir einen Ausschnitt aus dem Buch „Wen Jesus berührt … / Aus dem Leben der ersten Christen“. © Ingrid Lipowsky
Die Passage erzählt von einer Begegnung, die der römische Christ Marcus alias Clivius in einer Hafenspelunke hat. Ein ihm fremder Kapitän schildert darin ein Geschehen, das ihn tief geprägt hat:
Der fremde Kapitän überlegte ein Weilchen, dann erwiderte er: ‚Du weißt, dass ich von einer weit entfernten Insel, die zu einem fernen Land gehört, abstamme. Das Meer dort ist um einiges gefährlicher als das, auf dem wir mit meinem Schiff hierher unterwegs waren. Ich sehe in dem ruhigen Wasser, auf dem wir jetzt wochenlang mehr oder weniger vor uns hindümpelten, deshalb auch nur einen großen See. Unser Meer dagegen peitscht oft mit einer Brandung an das Ufer, die deine Vorstellungskraft übersteigt. Unser Dorfältester erzählte mir in meiner Jugend von einer tödlichen Flut, die vor vielen Generationen die ganze Insel überschwemmte. Unzählige Menschen und Tiere verloren damals ihr Leben. Ich sage viele, denn einige überlebten. Unter ihnen war eine alte Frau, die das ‚Gesicht‘ hatte. Wir nennen es in unserer Sprache so. Gemeint ist damit ein inneres Sehen, ein Vorausschauen, das nur wenigen geschenkt ist. Diese alte Frau sah also einige Tage vor der Tragödie in einem Wachtraum eine unvorstellbar große Welle auf die Insel zurasen und alles vernichten. Am nächsten Morgen ging sie in ihrem Dorf von Haus zu Haus, um die Menschen zu warnen. Die meisten lachten sie aus. Die wenigen, die ihr Gehör schenkten, packten unverzüglich das Notwendigste ein, nahmen ihre Tiere mit sich und verließen den Ort. Die höhnischen Bemerkungen und das laute Gelächter verfolgten sie noch lange. Was glaubst du, wohin die Seherin die Menschen führte? In der Mitte unserer kleinen Insel befindet sich ein Hügel. Berg kann ich ihn nicht nennen, dazu ist er zu niedrig. Und doch sollte er den Geflüchteten das Leben retten. Sie bauten auf seiner höchsten Stelle einfache Unterstände für sich und die Tiere, teilten die mitgebrachten Lebensmittel geschwisterlich unter sich auf und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Wir verehren andere Götter als ihr, und so beteten sie zum Gott der Meere und baten ihn um Gnade, auch für diejenigen, die unten in der Nähe des Strandes geblieben waren. Am dritten Tag nach ihrer Ankunft sahen sie von ihrem erhöhten Standort aus, wie sich das Meer zurückzog. Nie zuvor hatten sie Ähnliches erlebt noch aus Erzählungen ihrer Vorfahren gehört. Einige von ihnen lachten nun ebenfalls die Seherin aus und sagten hämisch, sie hätte da wohl etwas falsch verstanden. Sie begannen, ihre Habseligkeiten zusammenzupacken, um zu den anderen zurückzukehren. Doch die alte Frau warnte sie und erklärte, dass die Riesenwelle in ihrem Traum sich genauso angekündigt habe, fast so, als wolle sie Anlauf nehmen. Unsicher geworden entschieden sich die Zweifelnden doch zum Bleiben und stimmten in die Gebete der anderen mit ein. Und dann kam die tödliche Welle! Die Geflüchteten waren vor Entsetzen stumm, als das Wasser aus der Ferne her auf ihre Insel zurollte. Es schien sich so hoch aufzutürmen, dass sie glaubten, es würde sogar den Hügel verschlingen, auf dem sie standen. Doch er hielt Stand! Die Welle riss, als sie auf das Land traf, alles mit sich, was ihr im Weg stand, schäumte brüllend um den Hügel herum – und bot ihre Beute auf der gegenüberliegenden Seite der Insel dem Meer zum Fraß an.‘ Hier machte der Kapitän eine Pause, denn die Schilderung erschütterte ihn ebenso wie die Zuhörenden. Mittlerweile hatten sich ihm nämlich auch alle anderen im Raum zugewandt und schüttelten entsetzt ihre Köpfe. – Nie zuvor hatte ich von einer solchen Welle gehört! Doch weshalb sollte der Mann sich eine so grausame Geschichte ausdenken? – Seine Stimme war leise, als er weitersprach: ‚Nachdem das Tosen des Wassers nachgelassen hatte, entstand eine unheimliche Stille. Die Überlebenden blickten entsetzt um sich: Nichts war mehr so, wie es vorher gewesen war. Außer denen, die auf dem Hügel waren, und einigen Vögeln, die sich rechtzeitig in die Luft erhoben hatten, gab es auf ihrer Heimatinsel keinerlei Leben mehr. Die wenigen verließen, nachdem sie ihre Erstarrung überwunden und ihrem Gott für die wundersame Errettung gedankt hatten, den erhöhten Ort. Doch zuvor versprachen sie, hier ein Denkmal zu errichten: Als Dank für ihr Überleben und als Mahnung für ihre Nachkommen, die innere Stimme Begnadeter nicht zu verspotten. Es dauerte jahrzehntelang, bis ihre Insel wieder so war wie vor der Zerstörung. Und es dauerte Generationen, bis die Zahl der Bewohner wieder auf dem Stand wie vorher war. – Warum ich dir diese Geschichte erzähle? Sie hat mein Leben geprägt, denn ich erkannte, welches Geschenk das schlimme Geschehen dennoch für die Überlebenden und ihre Nachkommen bereithielt: Nämlich die Erkenntnis, dass die Götter, welchen Namen wir ihnen auch geben mögen, immer zu den Menschen sprechen, die bereit sind, auf sie zu hören. Nicht nur einmal hat diese Stimme mein eigenes Leben und das Leben meiner Mannschaft gerettet. Ich höre auf sie und ziehe mich, wenn sie mich vor Gefahr warnt, auf den Hügel zurück. – Du fragst dich gewiss, wie ich mich auf hoher See und auf einem Schiff auf einen Hügel retten kann? Nun, ich besitze, ebenso wie jeder, der an seinen Gott glaubt, einen Hügel in meinem Inneren: Ich nenne ihn ‚Vertrauenshügel‘! Egal, wie sehr die Umstände um mich herum auch toben mögen, egal, wie groß das Geschrei derer ist, die unterzugehen glauben: Dort wartet mein Ort des inneren Friedens auf mich. Dort ist mir mein Gott nahe. Dort finde ich eine Lösung für das, was für andere unlösbar scheint.‘ Er blickte dem jungen Seemann ernst in die Augen und fuhr fort: ‚Diese Einsicht kann auch dir helfen, in innerer Ruhe und Gelassenheit zu deiner Familie zurückzukehren. Wenn ein Umstand eintritt, der dir den inneren Frieden rauben könnte, so ignoriere ihn nicht, gehe aber auch nicht angstvoll auf ihn zu oder versuche zu fliehen. Gehe in dein Inneres, höre auf das, was eine ganz leise Stimme dir sagt und folge ihrem Rat: Sprich, handle und steh entweder für dich und deine Wahrheit ein – oder zieh dich zurück und lass die Unruhestifter mit ihrem Unfrieden allein, genauso wie dir dein Gott rät. Er selbst wirkt dann in deinen Gedanken, deinen Worten, deinen Taten. Die Schwachen und Ängstlichen, die vorhatten, dich zu bedrängen, werden vor Seiner Macht fliehen – und du selbst wirst über dich hinauswachsen.‘ „
Ich teile mit dir mein Vertrauen in die Vorsehung Gottes, die uns zurzeit ein Zwischenergebnis vorlegt, das unser bedingungsloses Vertrauen herausfordert.
In schwesterlicher Liebe
Ingrid
von Ingrid | Apr. 20, 2022 | Yasper |
Es kommt die Zeit, da BIN ICH für die Göttlichkeit bereit.
Es kommt das Jahr, da versteh ich alles, was war.
Es kommt der Tag, an dem ich zu erkennen vermag:
Alles kommt aus Gottes Hand,
ganz gleich, ob in dunklem oder hellem Gewand.
Es kommt die Stunde, da vernehm‘ ich in mir die Kunde:
„Sei still – und wisse, ICH BIN Gott.
Es gibt für MICH nur ein Gebot:
Liebe, was du tust und den, der du bist,
hör auf dein Herz, damit du nie vergisst,
wer ICH BIN.
Dann hat alles einen Sinn.“
Es kommt der Augenblick, da schau ich nicht nach vorn und nicht zurück.
Da BIN ICH, der ICH BIN und mein Dasein hat einen Sinn.
Ich bin nie mehr allein, denn ICH BIN daheim –
ICH BIN ALL-EIN.
von Ingrid | Feb. 27, 2022 | Bücher |
70 n. Chr.: Zerstörung der Tempelanlage in Jerusalem und endgültige Niederschlagung des jüdischen Aufstandes gegen die Römischen Besatzer
26. Februar 2022 n. Chr.: Versuch der Unterwerfung der Ukrainer Bürger
Seit Ende November 2021 schreibe ich am 2. Teil des Buches „Wen Jesus berührt“. Das, was ich gestern zu Papier brachte, besitzt einen so ungeheuerlichen Bezug zu dem, was gerade in Kiew vor sich geht, dass ich mich entschlossen habe, einen Teil davon vorab zu veröffentlichen. Darin schildert der römische Bogenschütze Quintus, den der Lesende aus dem 1. Teil des Buches kennt, sein traumatisches Erleben der endgültigen Zerschlagung des jüdischen Widerstands gegen die römische Besatzungsmacht, die ihren Höhepunkt in der Zerstörung der Tempelanlage findet.
Heute wie damals stellten die Menschen die Frage nach dem ‚Warum‘. Der Phönizier Hamilkar gibt eine Erklärung, die nicht nur damals heilsam für Olivia und den römischen Kämpfer war, sondern auch uns einen Weg zeigt, weg von der Verurteilung einzelner Personen zurück in das Vertrauen in die Vorsehung Gottes zu kommen.
Zum besseren Verständnis: Es ist ein Gespräch, das bei der Wiederbegegnung zwischen Olivia und ihrem früheren Beschützer Quintus stattfindet.
Der Ort: Eine Herberge im von Römern immer noch besetzten Phönizien, die überfüllt ist mit Reisenden, die ein heftiger Regenschauer überraschte.
Der Zeitpunkt: Es ist das Jahr 90 n. Chr., also 20 Jahre nach der Zerstörung des Tempels.
Die Ich-Erzählerin ist Olivia, die gemeinsam mit ihrem Gemahl die Herberge betreibt.
Der römische Soldat Quintus schildert seiner Landsmännin, was ihm seit zwei Jahrzehnten den inneren Frieden raubt:
„Der römische Kaiser hatte die Eroberung der Heiligen Stadt der Juden angeordnet – und die Zerstörung des Tempels. Es folgten Monate, ja Jahre des brutalen Kämpfens. Auf dem Weg nach Jerusalem ließen unzählige Menschen ihr Leben: Juden wie Römer. Einmal gerieten wir in einen Hinterhalt. Wir Bogenschützen ritten in erster Reihe, als uns ein Hagel von Steingeschossen traf, geschleudert von jungen Juden. Manius, der neben mir ritt, wurde im Gesicht von einem Stein getroffen und stürzte vom Pferd. Ich sprang unverzüglich ab, um ihm zu Hilfe zu kommen. Da stürmte aus dem nahen Gebüsch ein Jugendlicher auf Manius zu, beugte sich über ihn und holte aus, um ihm mit einer Axt den Kopf zu zertrümmern. Mir blieb keine Zeit, den Bogen zu spannen. So ergriff ich einen meiner Pfeile und rammte ihn, im letzten Moment, seitlich in den Hals des Angreifers.“
Quintus brach die Stimme. Er schlug beide Hände vor die Augen und schluchzte laut auf. Ich nahm ihn tröstend in meine Arme und wiegte ihn lange hin und her, wie ich es mit einem kleinen Kind getan hätte. Mein Mitgefühl war unbeschreiblich.
Endlich hatte er sich so weit gefasst, um weitersprechen zu können: „Olivia, ich tötete einen Menschen, der nicht älter war als ich! Dem ich nie zuvor begegnet war, der mir selbst nichts getan hatte, sondern für die Freiheit seines Volkes kämpfte. Damals blieb mir keine Zeit zu überlegen, denn der Kampf ging weiter. Unsere Kameraden kamen uns zu Hilfe und schlugen den Angriff nieder. Ich kümmerte mich um Manius und brachte ihn in Sicherheit. Schon damals ahnten wir beide, dass er niemals mehr den Bogen spannen würde. Er hatte sein rechtes Augenlicht verloren! Lucianus sorgte dafür, dass er in einem Lazarett bestens versorgt wurde und schickte ihn dann nach Rom zurück. Monate später erreichte uns die Nachricht, dass er, finanziell gut versorgt, bei einem seiner Brüder untergekommen war.“
Wieder legte er eine Pause ein. Die Erinnerungen hatten ihn ermüdet. Meine Neugier war größer als mein Mitgefühl, so dass ich schon bald fragte: „Was wurde aus Lucianus und Maia?“
Das Wichtigste sprach er zuerst aus: „Auch sie sind in Rom. Doch zuvor ging der brutale Krieg weiter. Wir rückten drei Jahre lang vor, konnten uns zwischendurch immer wieder einige Wochen lang erholen und neu sammeln. Dann standen wir vor Jerusalems Toren. Die Juden leisteten erbitterten Widerstand. Ich diente immer noch unter Lucianus, der schon lange keinen Sinn mehr in der Eroberung der Stadt sah. Dennoch war er gezwungen, das Heer anzuführen. – Olivia, bis dahin hatte ich nur einen einzigen Mann getötet: Jenen, der Manius erschlagen wollte. Beim entscheidenden Angriff auf den Tempel wurde ich zum Todesengel! Mein Verstand war ausgeschaltet; es ging nur noch um das eigene Überleben. Mit dem Schwert in der Hand tat ich Schritt für Schritt, Schlag auf Schlag. Der Tempelvorhof versank in einer Flut menschlichen Blutes. Dann, als der Tempel bereits brannte und die Juden erkannten, dass sie verloren hatten, wurden wir Zeugen eines Blutbads, das nichts Menschliches mehr hatte: Die überlebenden Juden warfen ihre Waffen zu Boden und stürzten sich freiwillig in unsere Schwerter! Andere erschlugen sich gegenseitig, rammten sich selbst die Waffen in die Leiber oder stürzten sich in die Flammen. Nach der Zerstörung ihres Heiligtums schien es für sie sinnlos weiterzuleben.“
Seine Augen starrten in das Leere. Nein, sie sahen die Bilder, die ihn seit mehr als zwanzig Jahren verfolgten.
‚Quintus, mein Bruder, was musstest du erleben, erdulden, erleiden?‘ Ich weinte bittere Tränen des Mitgefühls. Nun war es an ihm, mich tröstend in die Arme zu nehmen.
‚Warum? Warum mussten immer wieder Menschen, die sich vorher nie begegnet waren, auf die zu Hause Angehörige warteten, die um sie bangten, gegeneinander kämpfen? Sich grausam abschlachten? Nur, weil irgendwo machthungrige Herrscher saßen und unsinnige, unmenschliche Befehle gaben? Warum?‘
Wir hatten beide nicht bemerkt, dass Hamilkar das Zimmer betreten und wohl schon eine Weile schweigend zugehört hatte. Nun kam er auf uns zu, setzte sich zu uns und sprach leise: „Ich weiß, dass ihr die Frage nach dem ‚Warum‘ stellt. Sie raubt euch den inneren Frieden, will eine Antwort durch die Benennung eines Schuldigen. Das ist menschlich verständlich und vermag für kurze Zeit den Schmerz und die Wut zu lindern. Doch bedenkt: Über allem, auch über dem Schlimmsten, steht die Vorsehung Gottes. Alles, was wir nicht verstehen können, ist ein Zwischenergebnis, das erst den nächsten Schritt möglich macht. Und jeder nächste Schritt, den uns Gott ermöglicht, führt die Menschen ein Stück näher zur Erkenntnis, was wirklich wichtig ist im Leben: Das Miteinander, das Mitgefühl, die Fürsorge dem Nächsten gegenüber. Die Liebe ist das Einzige, das eine Seele aus dem begrenzten Dasein mitnehmen kann. Alle Macht, aller weltlicher Reichtum, aller Ruhm vergehen. Gott hat diese Welt erschaffen und überspannt sie mit einem allumfassenden Regenbogen aus Liebe und Vertrauen, damit sie ein Ort ist, aus dem aus Fremden, ja aus Feinden, Freunde werden. Das, was wir in unserer Herberge im Kleinen leben, jeden Tag aufs Neue, ist der große Menschheitsauftrag! Weder du, Quintus, noch Olivia oder ich können die Welt ändern. Doch wir können mit den Menschen neben uns die Liebe und das Vertrauen teilen, die wir selbst von Gott so überreich geschenkt bekommen.“
Quintus und ich hatten seinen erinnernden, weisen und heilsamen Worten gelauscht. Der Römer erhob sich und reichte dem Phönizier die Hand. Dazu sprach er bewegt: „Hamilkar, ich danke Euch. Ihr habt eben das Rechte zur rechten Zeit zu mir gesprochen. Ich nehme es als Auftrag mit, wenn ich meinen Weg fortsetze. Es gab für mich eine Zeit zu kämpfen, zu hadern, ja zu verzweifeln. Eure Worte geben mir Zuversicht, dass nun eine Zeit des Verzeihens, auch mir selbst gegenüber, anbricht. Der Gott, Der über allem steht, möge Euch segnen, Euch und Eure Gemahlin, die ich liebe wie eine Schwester.“
Hamilkar neigte sein Haupt zur Seite und nickte. Er ergriff die angebotene Hand des Römers, beließ es allerdings nicht bei einem Händedruck, sondern bot dem anderen die Verbrüderung an. Überrascht nahm es Quintus an. Die Kette der Bruderschaft, ausgeübt von einem Mitglied der Besatzer und einem Mitglied der Besetzten, bewies, dass ein liebendes Miteinander möglich war!
Genau in diesem Augenblick ließ der Regen nach und die Sonne kämpfte sich durch die dunklen Wolken. Ohne den sichtbaren Beweis durch einen Blick aus dem Fenster zu benötigen, wussten wir, dass ein wunderschöner Regenbogen sich nicht nur über dem ‚Haus des Gastes‘, in dem Fremde zu Freunden wurden, spannte, sondern das ganze Tal mit seiner strahlenden Farbenpracht übergoss.
© Ingrid Lipowsky
So Gott will, kann ich den 2. Teil von Olivias Niederschrift im Herbst 2022 in eure Hände legen.
In schwesterlicher Liebe, tief im Vertrauen in die Vorsehung Gottes verankert
Ingrid.