Ingrid
Als mich im Jahre 1995 eine sehr deutliche, unüberhörbare und liebevolle innere Stimme immer wieder aufforderte, einen Stift zu nehmen und zu schreiben, ängstigte mich das sehr. Es war einfach nicht ‚normal‘! Auf den Mut machenden Hinweis meines Mannes, es doch einfach einmal darauf ankommen zu lassen, um zu sehen, was ich denn schreiben solle, wagte ich es. So entstand die erste Botschaft Yaspers, der sich selbst einen ‚Liebesgedanken Gottes‘ nennt.
Damals wusste ich nicht, was daraus erwachsen würde: Bücher, die Tausende Menschen berühren, Seminare im gesamten deutschsprachigen Raum, das Kennenlernen vieler Gleichgesinnter, die den Weg der Liebe und des Vertrauens gehen.
Doch bevor es soweit war, bewies Yasper eine sprichwörtliche Engelsgeduld! Schließlich sollte aus mir, einer total verkopften und gestressten Frau, die zudem noch unter Neurosen wie Putz- und Kontrollzwängen litt, ein gebrauchsfähiger ‚Bleistift‘ geformt werden.
‚Mit uns Engeln zu sprechen ist so einfach wie das Telefonieren. Ihr braucht nur den Hörer abzunehmen – und zuzuhören.‘ Dies war einer der ersten Sätze, die er mir diktierte. Passend dazu schenkte er mir über unsere Tochter Katrin ein – in ihren Augen missglücktes – Vollmondfoto, das einen leuchtenden Telefonhörer zeigte.
Aber ist es wirklich so einfach? Ja – und Nein. Denn nicht der Himmel stellt Bedingungen, die der Mensch zu erfüllen hat, um Kontakt aufzunehmen und die innere Stimme zu hören. Käme es dir etwa in den Sinn, ein für dich wichtiges Gespräch mit einem lieben Menschen von Bedingungen abhängig zu machen, die der andere zu erfüllen hätte? „Ich rufe ihn nur an, wenn er heute schon geduscht und sich die Haare schön frisiert hat, festlich gekleidet ist – und mich jetzt, neben dem Telefon stehend, innerlich um meinen Anruf bittet!“
Ich bin gewiss, du lächelst über diese Vorstellung. Doch genau so denken viele Menschen, wenn es um den Kontakt zur geistigen Welt geht. Sie sind davon überzeugt, bestimmte Bedingungen erfüllen – und vor allen Dingen: die Engel bitten zu müssen! Engel sind Liebesgedanken Gottes, die Er unablässig zu uns sendet und die Ihn direkt mit uns verbinden, ja: die Gott direkt mit sich selbst verbinden! Denn in Wahrheit führt Er beständig ‚Selbstgespräche‘, ist Er doch ALLES WAS IST. Wir sind es, die sich getrennt fühlen, weshalb wir Seine Liebesgedanken auch in der Du-Form wahrnehmen.
Yaspers Auftrag besteht darin, uns aus der Illusion des Getrenntseins in die Realität des Einssein zu führen. Ich übersetzte damals: ‚Nimm einen Stift und schreibe‘, als würde ein Vorgesetzter mich zum Diktat rufen. Heute habe ich die Gewissheit, dass der Liebesgedanke Gottes damals lautete: ‚Ich nehme einen Stift und schreibe.‘
Um in diese Gewissheit zu gelangen, bedurfte es fünf anspruchsvoller Übungen, die Yasper mir nach und nach vorlegte – und die mich, solange ich lebe, fordern werden. Durch die erste Lektion erkannte ich, dass von meiner Seite aus eine Grundvoraussetzung zu erfüllen war: Ich konnte das Anläuten des himmlischen Telefons nur dann wahrnehmen, wenn ich mich in dem Raum befand, in dem es klingelte! Damals waren Mobiltelefone noch die große Ausnahme und ich selbst besaß ein fest angeschlossenes Modell, das in einem bestimmten Raum installiert war.
So lautete Yaspers erste Übung: ‚Sei ganz hier und jetzt, mit all deinen Sinnen, denn nur im Raum der Gegenwart ist es dir möglich, mit mir zu kommunizieren. Nur im Raum der Gegenwart kannst du Gott begegnen.‘
Ist nicht unser Verstand beständig damit beschäftigt, sich Gedanken über die Vergangenheit oder die Zukunft zu machen? Und sind nicht beide Räume Illusionen, die von heilungswürdigen Energien besetzt sind? Im Raum der Vergangenheit hat sich die Schuld breit gemacht, und im Raum der Zukunft hausen Angst und Wünsche. Doch nur im einzig realen Raum, in der Gegenwart, kann ich re-agieren, BIN ICH. Dies erfordert ständige Gedankenkontrolle, völlige Aufmerksamkeit mit allen Sinnen für den Augenblick jetzt … und jetzt … und jetzt …
Da Yasper meine Bemühungen sah und anerkannte, begann er mit der zweiten Übung, die mir auf Anhieb gefiel: ‚Lass jedes Muss los, denn du musst gar nichts! Tue das, was du für dich als richtig und wichtig erkannt hast, mit deiner ganzen Aufmerksamkeit und Liebe. Und trage für das, was du nicht tust, weil es für dich nicht richtig und nicht wichtig ist, die Konsequenz.‘
Er machte mir erst richtig bewusst, wie oft ich die Worte ‚Ich muss‘ und ‚Ich muss noch schnell‘ dachte und aussprach. Zum besseren Erkennen erteilte er mir den Auftrag, einen ganzen Tag lang für jedes gedachte oder gesprochene ‚Ich muss‘ einen Strich mit einem Kugelschreiber auf meinen Handrücken zu machen, für jedes ‚noch schnell‘ sogar zwei Striche. Abends dann, nachdem ich die vielen Zeichen zusammengezählt hatte, durfte ich auf sein Geheiß hin die errechnete Anzahl mit fünf multiplizieren! ‚Dies ist die Last in Kilogramm, die du dir im Laufe dieses einen Tages auf deine Schultern aufgeladen hast‘, war seine Erklärung, die mir sehr zu denken gab. Jetzt erkannte ich den Grund für meine Nackenverspannung und Rückenschmerzen.
„Aber es gibt doch Dinge, die ich tun muss!“, rechtfertigte ich mich. Seine Antwort lautete: ‚Hinterfrage sie – und wenn sie dir wichtig sind, tue sie einfach. Du musst nicht kochen oder bügeln. Wenn es dir wichtig ist, dass täglich ein frisches, gesundes Essen auf dem Tisch steht, dann koche. Wenn es dir wichtig ist, dass dein Mann mit gebügeltem Hemd zur Arbeit geht, dann bügle. Doch du musst es nicht. Es fällt kein Stern vom Himmel und die Erde hört nicht auf, sich zu drehen, nur weil du nicht kochst oder bügelst. In diesem Fall übernimm die Konsequenz für das Vorsetzen ungesunden Essens oder zerknitterter Kleidung.‘
Das war deutlich! Und ich begann, bewusst Verantwortung für mich und mein Handeln zu übernehmen. Schnell erkannte ich, welcher Druck alleine durch meine geänderte innere Einstellung von mir abfiel.
Die dritte Übung folgte: ‚Lass jedes ‚Ich will‘ los, jeden Wunsch, jede Erwartung. ‘Ich widersprach vehement: ‚Aber es ist doch gut, Wünsche und Ziele zu haben! Sie treiben mich an, vorwärts zu gehen!‘ Seine Erklärung dazu lautete: ‚Was ist denn ein Wunsch in Wirklichkeit? Du wünschst dir etwas, was du jetzt nicht besitzt, von dem du aber glaubst, es mache dich glücklicher, wenn du es hättest. Mache dir bewusst, dass die Mutter eines Wunsches die Unzufriedenheit mit der Gegenwart ist, ein Mangeldenken, das im tiefsten Grund ein Misstrauen in Gott ist! Gott weiß genau, was du für dein Seelenwachstum brauchst, und Er gibt es dir, zur rechten Zeit!‘ So hatte ich das Ganze noch gar nicht betrachtet. Er hatte Recht! Denn der Zufriedene und Dankbare richtet seinen Fokus auf das, was er hat, jetzt, in diesem Augenblick. So ist die Dankbarkeit ein Schlüssel zur Gegenwart – und zum Reich Gottes.
Ich war meinem inneren Himmel schon viel näher gekommen, als Yasper mir die vierte Übung vorlegte: ‚Ersetze Angst durch Vertrauen! Angst ist ebenso Misstrauen in Gott wie es die Wünsche sind!‘
Bei näherem Betrachten gab ich ihm Recht. Wenn ich mich wirklich als Teil Gottes erkenne, aus Ihm selbst heraus erschaffen, untrennbar eins mit Ihm, wo bleibt da noch Raum für Angst? Wie könnte sich Gott selbst je einen Schaden zufügen? War und ist nicht der Umstand, dass ich lebe, dass ICH BIN, der Beweis, dass Gott für mich sorgt und mein Weg gesegnet ist?
Die letzte Übung fiel mir – und fällt mir auch heute noch – besonders schwer: ‚Lass jedes Bewerten, jedes Verurteilen los. Werde vom Richter des Lebens zum Verteidiger der Liebe. Nur so folgst du Jesus nach.‘
Verliere ich nicht jedes Mal die göttliche Sicht, sobald ich bewerte, sobald ich einteile in Gut und Böse? Und wie schnell sind wir bereit, andere Menschen für ihr Verhalten zu verurteilen! Kennen wir denn ihre Beweggründe? Haben wir denn die Sicht aus der ‚Goldenen Mitte‘, die Sicht Gottes, der in jedem Seiner Töchter, Seiner Söhne das Kind sieht? Yasper fragte mich einmal, als ich wieder ins Bewerten gefallen war: ‚Wie nennst du einen Menschen, der sich auf Kosten anderer ein bequemes Leben macht, den ganzen Tag nur untätig im Bett liegt und schreit, wenn er Bedürfnisse hat? Der die Menschen, die ihn lieben und versorgen, auch nachts nicht zur Ruhe kommen lässt – und sich nicht einmal scheut, ins Bett zu machen?‘
Mein Verstand war schnell mit seiner Bewertung: ‚Schmarotzer‘, doch Yaspers Antwort beschämte mich: ‚Ich nenne diesen Menschen aufgrund seiner Entwicklung Säugling …‘
Wenn es uns gelänge, in jedem erwachsenen Menschen, der sich nicht so verhält, wie wir es von ihm erwarten, den seelischen Säugling zu sehen, den Gott in ihm sieht, könnten wir all das vorschnelle Verurteilen, all das oft erst nach langer Zeit mögliche Verzeihen eintauschen gegen Verständnis. Das bedeutet nicht, alles, was in der Welt geschieht, gutzuheißen. Es bedeutet vielmehr, es überhaupt nicht zu bewerten, in der Erkenntnis, dass der menschliche Verstand zu klein und zu begrenzt ist, um hinter das Vordergründige und unter das Oberflächliche zu blicken. Dies vermag nur Gott in Seiner allumfassenden Vorsehung. Er ist der wahre Richter, der Heilung und Vollendung vollbringt. Richter nicht im Sinne von Verurteilen, sondern im Sinne von: ‚Der Papa wird’s schon richten!‘
Durch das Einlassen auf diese fünf Übungen, die das Leben/die Liebe/Gott uns täglich vorlegt, vermag es zu gelingen, eine höhere Schwingung zu erreichen und das beständige ‚Anläuten‘ der Liebesgedanken Gottes, die wir Engel nennen, wahrzunehmen.
So zeigt Yasper mir, und durch mich vielen Menschen, den Weg zum inneren Himmelreich, denn: Der Himmel ist nicht irgendwo dort oben im All, der Himmel ist in uns – und überall.
Ich freue mich, dass auch du zu den Menschen gehörst, die den Weg der Liebe und des Vertrauens gehen.
Mit dir verbunden im Herzen, EINS in Gott
Ingrid